JOYCEvent 2002

Joyce on Tour

- eine Zeitreise durch die Welt der Informationstechnik -

Pünktlich um 10.00 Uhr versammelten sich am Samstag, 13. 4. 2002, in der Eingangshalle des HNF (Heinz-Nixdorf-Museums-Forum) in Paderborn 29 (in Worten: Neunundzwanzig!) Joyce-Begeisterte, 15 Mitglieder, Angehörige, Gäste, sogar Ehemalige.

Zuerst das Wichtigste: Ein herzliches Dankeschön an Jörg und Werner für die hervorragende Konzeption, Planung, Organisation, Vorbereitung und Durchführung dieser einmaligen Spezialveranstaltung der Joyce-User-AG e.V.

Die Führung am Vormittag befaßte sich mit dem Thema "Schreiben, Geschichte einer Kulturtechnik" (die andere Kulturtechnik wäre das Rechnen gewesen). Sumerer, Tontafeln, Papyrus, Pergament, Papier, Griffel, Gutenberg, Schriften, Druckverfahren, Mechanisierung, Textverarbeitung mit Hilfe des Computers - Ihr wißt schon! Ja selbst eine Probe der Gabelsbergerschen Kurzschrift wurde in diesem der Welt größten Computer-Museum geboten.

So viele Besucher auf einmal hat der ausgestellte Joyce sicherlich noch nie gesehen. Ein Joyce-Experte bemerkt, die Beschreibung (PCW 8256) stimmt nicht, der hat ja 2 Laufwerke. Auf dem Typenschild der Rückseite steht jedoch auch PCW 8256. Der nächste Experte. Das ist ein aufgerüsteter Joyce. Das LWB wurde nachträglich eingebaut. Das wäre im weltgrößten Museum doch wohl erwähnenswert gewesen!

 

Das Mittagessen in "Lahore", gerade mal 100 m gegenüber des HNF-Haupteingangs war eine Wucht. Werner hatte alles im Griff. Jeder bekam sofort, unverzüglich, diskussionslos sein vorbestelltes Essen. Daß "normal und scharf" gelegentlich auch mal daneben ging, wurde mit Lächeln quittiert. "Normal" konnte ja "scharf" gemacht werden, worüber sich Jörg (ja welcher?) besonders freute. Werner zahlte für alle (so ging's schneller), und anschließend hatte er die Qual des Einkassierens auf sich genommen. Am Abend stimmte die Kasse (wieder), zumal die AG großzügig die Eintritts- und Führungsgelder übernommen hatte.

 

Die Führung am Nachmittag stellte uns "Erfinder und Unternehmer aus der Geschichte der Informationstechnik" vor. Engagement, Erfindungsreichtum, Spezialistentum, Geschäftssinn, Durchhaltevermögen - Eigenschaften, die der Informationstechnik zum heutigen Stand der Dinge verhalfen. Manch einer hat sich über die 15 Lebensläufe möglicherweise schon etwas gelangweilt. Bei mir blieb da auch nicht viel Detailwissen hängen. Jedoch, ein blasser Überblick ist noch da.

Zur Entlastung des Rückgrats hatte man/Mann/Frau sich auch mal einen Stuhl gewünscht. Jedoch vergeblich, solche Wünsche waren unerfüllbar! Ein Stuhl (oder auch eine Bank oder ein Bänkchen) ist eben ein viel zu einfaches Utensil für ein so großes Museum (mit dem guten, hochkomplexen Exponat Joyce).

Für Zwischendurch war von den Joyce-User-AG-Organisatoren ausreichend "Luft" für individuelle Vorhaben eingeplant. So konnte man tatsächlich ab und zu vor der Eingangshalle bei feuchtkühlem Wetter frische Luft schnappen, sich die Füße vertreten, besondere Interessengebiete verfolgen oder die Sonderausstellung "Computer-Gehirn" im 2. Obergeschoß besuchen.

Roboter der verschiedensten Art wurden in Aktion gezeigt, z.B. eine Hand (mit rotem Handschuh! versteht sich!), die überraschend realistisch sämtliche Handbewegungen durchführen konnte. Tief beeindruckt stand Claudia wortlos davor - und staunte! Die Roboter-Sonderausstellung stand unter dem Motto

DENKEN SIE, SIE DENKEN?

Nur in Großbuchstaben geschrieben, und dahinter steht ein Fragezeichen. Darüber denke ich immer noch nach. Mehrdeutigkeit ist ja nichts dagegen. Je nach Groß- bzw. Kleinschreibung und Betonung komme ich auf möglicherweise ein Dutzend verschiedene Bedeutungen. Soll man da wirklich soviel darüber nachdenken? Von den Ausstellungsmachern beabsichtigt? Unbeabsichtigt? Wer weiß das schon?

 

Das Sprachzentrum sitzt in der linken Gehirnhälfte. Hinter und über dem Ohr. Nach neu-esten Forschungen besteht es aus zwei Zentren. Das eine Zentrum ist für das Sprachverstehen zuständig, das andere, das Broca-Zentrum für die Sprachproduktion. Lerne ich auf dieser Sonderausstellung. Beim Hören und Sprechen, so die Ergebnisse neuester Sprachforschungen, erfaßt das Gehirn zuerst die grammatikalische Struktur eines Satzes, führt dann eine Wortanalyse des Satzes durch, und erkennt erst dann den Inhalt und Sinn des Satzes. So kompliziert, so komplex ist das, erfährt man da. Aha, deshalb ist es wohl so mühsam, Fremdsprachen zu lernen! Zuerst muß das eine Zentrum "gefüllt" werden, damit man was versteht. Dann muß das andere Zentrum "gefüttert" werden, damit man auch (noch) was sagen kann, oder gibt es eine "Parallelvearbeitung"? denke ich. - "DENKEN SIE, SIE DENKEN?" - siehe oben.

Ich drücke auf einen Knopf. Und damit beginnt eine 12-minütige Reise "nach vorne" ins Universum bis zum Faktor 10 hoch 24 (100 Millionen Lichtjahre) und anschließend die Reise "nach hinten" bis zum Faktor 10 hoch minus 14 (Atome, Protonen, Neuronen, usw.). Wozu das Ganze? Erstens, in diesem Bereich (10 hoch 24 bis 10 hoch minus 14) liegt das derzeit vorhandene menschliche Wissen, erfahre ich. Und zweitens soll ein Gefühl für die Miniaturisierung vermittelt werden. Mehr als ein blasser Schimmer kam bei mir nicht an.

Das waren lediglich ein paar persönliche Eindrücke. Für die zu Hause Gebliebenen und für die Teilnehmer als Anregung(en) für weitere Kurzberichte.

An Jörg und Werner ein herzliches Dankeschön für diese Bereicherung.


Dr. Lothar Möckel ... 14. April 2002